Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Über Engramme und Exogramme. Das kommunikative Gedächtnis
Menschen können ihre famose Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umwelten deshalb realisieren, weil sie eine co-evolutionäre Entwicklungsumwelt geschaffen haben, die sie von den biologischen Vorgaben der Evolution emanzipiert hat. Diese Emanzipation wurde möglich durch zwei humanspezifische Gedächtnisfunktionen: erstens durch die Fähigkeit zum autonoetischen, sich seiner selbst bewussten Erinnern, und zweitens durch die Auslagerung von Gedächtnis in andere Personen, in Institutionen oder in Medien. Der Vortrag zeigt, dass das menschliche Gedächtnis sich durch Kommunikation entwickelt, lebenslang als kommunikatives funktioniert und weit weniger individuell ist, als wir uns zu denken angewöhnt haben.
Harald Welzer ist Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen sowie Forschungsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke.
Mit diesen beiden Vorträgen beschließt art, science & business die beiden Schwerpunktthemen »Bild und Visuallisierung« und »Erinnern und Vergessen«, zu denen das Programm seit 2003 organisiert wurde.
Das Programm art, science & business wird durch die finanzielle Unterstützung der Landesstiftung Baden-Württemberg, der Landeshauptstadt Stuttgart sowie der LBBW Stiftung für Kunst und Kultur ermöglicht.