März 21, 2013

CHRONICLES OF WORK – VORTRAG VON MAURIZIO LAZZARATO

Datum: März 21, 2013, 20:00 Uhr

Dauer: März 21, 2013

Die Akademie Schloss Solitude widmet sich seit Herbst 2011 dem Thema Chronicles of Work in dessen Mittelpunkt eine umfangreiche interdisziplinäre Diskussion um die Konsequenzen des Wandels von Arbeitskonzepten und -organisation in heutigen Gesellschaften steht. Von Januar bis Juni 2013 wird diese Diskussion von vier international renommierten Wissenschaftlern aus den Bereichen Wirtschaft, Psychoanalyse, Philosophie und Soziologie in Form von Vorträgen aufgenommen.
 
Nach den Vorträgen von Akseli Virtanen und Alan Bass wird Maurizio Lazzarato am Donnerstag, dem 21. März 2013 um 20 Uhr über atypische und prekäre Arbeitsformen bei freischaffenden Künstlern sprechen.

Donnerstag, 21. März 2013, 20 Uhr

Maurizio Lazzarato, Paris/Frankreich
»Sur les formes de travail a-typique et précaire à partir de l’expérience des Intermittents du spectacle«

(Über atypische und prekäre Arbeitsformen bei freischaffenden Künstlern)

»Wir kennen in dieser Hinsicht keinen Unterschied zwischen gewöhnlicher Zeit und Arbeitszeit. Solche Unterscheidungen sind uns fremd.« Franz Kafka, Das Schloß

»Nirgends noch hatte K. Amt und Leben so verflochten gesehen wie hier, so verflochten, daß es manchmal scheinen konnte, Amt und Leben hätten ihre Plätze gewechselt.«  Franz Kafka, Das Schloß

In seinem Vortrag beschäftigt sich Maurizio Lazzarato mit den Arbeits- und Lebensverhältnissen von freien Journalisten, freischaffenden Künstlern und Aufführungstechnikern, die in permanent unterbrochenen Arbeitsverhältnissen stehen. Dabei geht er von seinen eigenen Nachforschungen aus, die er zwischen 2009 und 2011 mit der Gruppe »Coordination des intermittents et précaires d’Île de France« (Koordinationsstelle für »intermittents« und Menschen in unsicheren Arbeitsverhältnissen in der Île de France) in Frankreich durchgeführt hat. Konkret geht es geht um Zeiteinteilung und ständige Erreichbarkeit, die Proletarisierung und die Kontrolle, welche seitens der für das Arbeitslosengeld und den Revenu de Solidarité Active* (RSA) zuständigen Institutionen auf die Empfänger ausgeübt wird sowie um die besondere Situation von freischaffenden Künstlern und freien Journalisten, die teilweise vom RSA leben müssen. Eine Untersuchung dieser prekären Verhältnisse liefert Maurizio Lazzarato zufolge ein treffenderes Bild der heutigen Arbeitswelt, als etwa die von offziellen Stellen ausgegebenen Beschäftigungsstatistiken.

* Revenu de Solidarité Active (wörtlich: aktives Solidaritätseinkommen) ist eine Sozialleistung in Frankreich. Dieses Mindesteinkommen beträgt etwas mehr als 400 Euro im Monat und wird an Arbeitslose gezahlt, die kein Arbeitslosengeld erhalten.

Maurizio Lazzarato ist Soziologe und Philosoph. Er arbeitet als freier Forscher zu den Themen immaterielle Arbeit, Zersplitterung der Lohnarbeiterschaft, Ontologie der Arbeit, Kognitiver Kapitalismus und postsozialistische Bewegungen. Darüber hinaus nimmt er an Aktionen und Reflektionen von freischaffenden Künstlern der Gruppe Coordination des intermettents et précaires d’Île-de-France (CIP-IDF) teil und leitet ein Forschungsprojekt zum Status von Freischaffenden. Zudem ist er Mitbegründer der Zeitschrift Multitude. Zusammen mit Antonio Negri und Paolo Virno veröffentlichte er Umherschweifende Produzenten. Immaterielle Arbeit und Subversion (1998).

Kontakt: Patrick Ritter, +49-(0)711-99619-134, par@akademie-solitude.de
Eintritt: 8 Euro / ermäßigt 6 Euro