Feb 9, 2020

Ausstellung »Our Loves Are Not Only Human«

Visual Ausstellung Our Loves Are Not Only Human,

Visual Ausstellung Our Loves Are Not Only Human, Design: Stegmeyer Fischer Creative Studio, mit einem Motiv von Johanna Bruckner

Eröffnung der Ausstellung »Our Loves Are Not Only Human – On Permaculture Networks, Atomic Blasts, Artificial Bodies & Bioplastics« 
Mit Johanna Bruckner, Gary Zhexi Zhang & Agnes Cameron, Umber Majeed und Tiare Ribeaux

20. Februar 2020, 19 Uhr
Projektraum Römerstraße 2 A der Akademie Schloss Solitude

Die Ausstellung »Our Loves Are Not Only Human« widmet sich ausgewählten digitalen Projekten, die in den letzten zwei Jahren im Rahmen der Web Residencies by Solitude & ZKM produziert worden sind. Seit 2016 fördert die Akademie Schloss Solitude Künstler*innen, Designer*innen, Technolog*innen, Hacker*innen und Forscher*innen, die das Internet als Produktionsstätte nutzen und innovative sowie alternative Ansätze im Umgang mit digitalen Medien, Technologien und Themen praktizieren. Gefördert wird die kritische Auseinandersetzung mit digitaler Kultur sowie den Facetten und Auswirkungen der Digitalisierung von Medien, Kunst, Kultur und Gesellschaft. Erstmals seit der Entstehung des Programms werden unterschiedliche Arbeiten von Web Residents aus ihrer Onlinepräsenz in eine Offline-Ausstellung überführt.

Die thematischen Ausschreibungen der letzten zwei Jahre im Rahmen der Web Residencies by Solitude & ZKM widmeten sich unter anderem Fragestellungen wie: Was können wir von Maschinen lernen und wie stark sind wir in unserer Lebens- und Arbeitswelt von ihnen abhängig? Wie können wir mit Hilfe neuer Technologien Geschichten über alternative (insbesonders nicht-westliche und nicht-patriarchale) Zusammenkünfte erzählen? In welcher Beziehung stehen neue Pflegetechnologien zur allgemeinen Krise in der Pflege? Mit welchen technischen Innovationen, Hacks oder Open-Source-Strategien können wir den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels entgegentreten? Welche neuen Anwendungen können dazu dienen, Machtstrukturen in den heutigen Netzwerksystemen und Unternehmen zu untergraben?

Die ausgewählten Arbeiten befassen sich mit dem Thema kollektive Fürsorge und Verantwortung in der Gesellschaft. Die teilnehmenden Künstler*innen Johanna Bruckner, Gary Zhexi Zhang & Agnes Cameron, Umber Majeed und Tiare Ribeaux inszenieren eine spekulative Zukunft, in der sowohl menschliche wie auch die Bedürfnisse nicht-menschlicher Welten berücksichtigt werden.

Die Gruppenausstellung sensibilisiert für gemeinschaftliche und inklusivere Erfahrungen und regt den Aufbau neuer Beziehungen an. Die Künstler*innen zeigen mit ihren Projekten die Notwendigkeit auf, alternative Narrative und Handlungsweisen zu entwickeln und bedienen sich dabei unterschiedlicher Konzepte: Umber Majeed entwirft eine spekulative Fiktion über die feministische Historisierung Pakistans als erster »muslimischer Atomstaat« und Johanna Bruckner entwickelt nanotechnische, nicht-geschlechtliche Wesen in einer durch Molekularisierung und Vernetzung geprägten Welt. Das Permaculture Network von Gary Zhexi Zhang & Agnes Cameron veranschaulicht wie eine digitale/organische Infrastruktur der Gemeinschaft als Mittel zur Interaktion mit der Umwelt dient und darüber hinaus ein Gespräch über ökologische Erhaltung und Erholung eröffnen kann. Tiare Ribeaux stellt eine Handlungsanleitung wie auch ein ästhetisches und mythologisches Konzept vor, um die materiellen Paradigmen der petrochemischen Plastikproduktion, in denen wir scheinbar gefangen sind, neu zu überdenken.

In dem viel zitierten Kapitel »Playing String Figures with Companion Species« resümiert Donna Haraway: »Wir alle sind verantwortlich für die Gestaltung der Bedingungen für das Gedeihen vielfältiger Arten angesichts schrecklicher und manchmal auch freudvoller Geschichten, aber wir sind nicht in der gleichen Weise verantwortlich. Die Differenzen sind von Bedeutung – für die Ökologie, Wirtschaft, Spezies und Leben.« (1)

Die Ausstellung präsentiert künstlerische Arbeiten, in denen die sozialen und ethischen Dimensionen der Fürsorge und der Verantwortung zwischen Menschen, der Welt der Dinge und anderen Spezies aufeinandertreffen. Im Mittelpunkt steht das technologiebasierte Knüpfen, Pflegen, Wiederherstellen, Aktivieren und Kritisieren von (im)materiellen Beziehungen.

(1) Donna Haraway, »Staying with the trouble. Making kin in the Chthulucene«, 2016

Am Eröffnungsabend präsentiert Johanna Bruckner um 21 Uhr die Performance »Sym-poetic Desires«. Im Rahmen der Ausstellung findet außerdem am Samstag, 22. Februar ein Workshop mit Tiare Ribeaux statt. Sie führt in die Geschichte der Biokunststoff- und Biotextil-Bewegung sowie in ihre künstlerische Praxis ein. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen werden Biokunststoffe aus Bio-Polymeren hergestellt, die aus pflanzlichen oder lebensmittelbasierten Materialien stammen.

Die Teilnehmer*innenzahl für den Workshop von Tiare Ribeaux ist begrenzt,
Anmeldung an s.nijboer@akademie-solitude.de. Eintritt frei.

Die Ausstellung wurde kuratiert von: »Digital Solitude« (Inga Seidler, Denise Helene Sumi und Sarie Nijboer).

Eröffnung: 20. Februar 2020, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 21. Februar bis 29. März 2020
Wo: Projektraum Römerstraße, Römerstr. 2A, 70178 Stuttgart
Öffnungszeiten: Do 17 bis 19 Uhr, Sa/So 14 bis 18 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0711 99619 474
Workshop: 22. Februar 2020, 14–17 Uhr, begrenzte Teilehmer*innenzahl