Dez 2, 2020

»IMAGINATION IS OUR CAPACITY TO WITHDRAW FROM THE WORLD TO THAT NON-PLACE«

Catalina Bucoș: Cafe Guguta, still from the video

Online-Ausstellung mit Videoarbeiten von: Irina Bucan Botea, Cătălina Bucos, Büro für melodramatische Forschung, Cristina David, Farid Fairuz, Mona Vătămanu und Florin Tudor
Dauer: 2.–22.12.2020

Organisatoren: Goethe-Institut, Akademie Schloss Solitude
Partner: Zeppelin, tranzit.ro/Bucuresti, Arc Bucharest

 

Künstler in Residenzprogrammen  entwickeln zuweilen eine besondere Fähigkeit, sich auf eine bestimmte  Art und Weise auf einen Raum oder eine Stadt zu beziehen, die mehr aus diesem Ort herausholt, als für einen durchschnittlichen Fremden oder sogar Einheimischen sichtbar oder zugänglich ist. Gleichzeitig verwandeln sie ihn in einen Nicht-Ort, auf den sie ihre eigenen Interessen, Perspektiven, Fluchtpunkte, zeitlichen Bezüge und Affinitäten projizieren.
Während des vergangenen Pandemiejahres wurden künstlerische Residenzen radikal in Frage gestellt. Was können Künstler*innen in einer Stadt ausrichten, die unter Quarantäne steht? Was bringt es, in eine fremde Stadt zu gehen, um die ganze Zeit vor einem Computerbildschirm zu verbringen? Was passiert, falls solche Residenzen eine wichtige Einnahmequelle für die Künstler*innen sind oder ein Workshop die einzige Möglichkeit war,  wie man arbeiten konnte? Diese Fragen sind sehr relevant und nach der Pandemie wird es sicherlich zurück zum Dagewesenen kommen, aber auch neue Formate werden weiterhin benutzt werden. Es sind bereits Programme in der Entwicklung, die Künstlern Mittel und Produktionsbudgets anbieten, so dass die Künstler von ihrem Standort aus arbeiten können.

Der von der Akademie Schloss Solitude in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Bukarest neu initiierte Residenzaustausch war ebenfalls betroffen, insbesondere im Hinblick auf die Künstler, die nach Bukarest reisen sollten. Für die Eröffnung des Programms in ihrer Abwesenheit fragte sich das Goethe-Institut Bukarest, was sie ihnen über diesen Ort erzählen könnten, was sie ihnen gesagt hätten, wenn sie dort gewesen wären, wie sie ihr Interesse für die nächste Periode wecken möchten, wenn es hoffentlich möglich sein wird, sie zu treffen. Und sie erkannten, dass eines der wichtigsten Dinge gewesen wäre, sie mit anderen Künstler*innen zu vernetzen.

Dies wird nun möglich durch eine Auswahl von Videoprojekten, die von Künstler*innen aus Rumänien und der Republik Moldau gemacht wurden. Es sind eher narrative oder performative Projekte, bei denen die Stadt, die Architektur oder die Naturlandschaft von Menschen radikal verändert werden. Es sind utopische, ironische oder kritische Perspektiven, auf den uneingeschränkten Kapitalismus, auf Ruinen oder Gentrifizierung oder auf die Ökologie. Es gibt Fragmente der Stadt, Bukarest oder Chisinau, die weniger bekannt oder vom Aussterben bedroht sind; Phantom-Industrielandschaften; extravagantes Interieur eines Einkaufszentrums; Cyanid-kontaminierte Flüsse und Ökosysteme in einem postapokalyptischen Land; und nicht zuletzt Diskurse über die Methode, bei denen Künstler*innen sich fragen : Was bedeutet es, an einem anderen Ort zu leben und die Grenzen zwischen ihrem eigenen Projekt, ihrem eigenen Leben und der Institution, die Sie einlädt, zu verwischen?