Aug 12, 2020

Vergabe des Marie-Zimmermann-Stipendiums für Dramaturgie 2020 an die junge Dramaturgin Valerie Göhring

Valerie Göhring, Marie-Zimmermann-Stipendiatin 2020. Foto: Daniel Richter

Das von Friedrich Schirmer 2008 initiierte Marie-Zimmermann-Stipendium für Dramaturgie wurde in einem mehrstufigen Auswahlverfahren mit namhaften Juror*innen vergeben. Die Entscheidung fiel zugunsten der jungen Dramaturgin Valerie Göhring.

Im Andenken an die 2007 verstorbene Dramaturgin und Festivalmacherin Marie Zimmermann stiftete der ehemalige Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, Friedrich Schirmer, erstmalig im April 2008 ein Stipendium zur Förderung eines/einer Nachwuchsdramaturg*in aus der deutschsprachigen Theaterszene, welches durch die Akademie Schloss Solitude organisiert und vergeben wurde.

Seit 2019 wird das Marie-Zimmermann-Stipendium für Dramaturgie aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg finanziert. Das Stipendium richtet sich an junge, besonders talentierte Dramaturg*innen aus dem deutschsprachigen Raum und ist einzigartig in der Landschaft der Artist-in-Residence-Programme. Es umfasst ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro und ist mit einem zweimonatigen Aufenthalt in einem kostenfreien, möblierten Wohn-/Arbeitsstudio an der Akademie Schloss Solitude verbunden, welche auch weiterhin die Organisation und Vergabe des Stipendiums verantwortet.

Für das Stipendium gingen insgesamt 34 sehr qualitätsvolle, reflektierte und spartenübergreifende Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet und der Schweiz ein. Das Auswahlverfahren durch die Jury erfolgte in zwei Stufen. In einer ersten Jurysitzung wurden fünf Kandidat*innen ausgewählt, die in einer zweiten Stufe von der Jury zu Einzelgesprächen eingeladen wurden.

Die Jury entschied sich einstimmig für die junge Dramaturgin Valerie Göhring (geb. 1992), die nach Hospitanzen am Thalia Theater Hamburg, Centraltheater Leipzig und Schauspiel Hannover zunächst Dramaturgieassistentin am Schauspiel Frankfurt war. Im Anschluss arbeitete sie in der Dramaturgie des Berliner Ensembles, wo sie unter anderem den »Salon für Text und Musik« in Kooperation mit der Zeitschrift DAS WETTER sowie die Architekturreihe BERLIN 3000 betreute. Berufsbegleitend studierte sie »Kuratieren in den szenischen Künsten« in München und Salzburg. In der Spielzeit 2018/19 arbeitete sie als Dramaturgin an den Münchner Kammerspielen und wurde mit zwei Produktionen zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nebenbei arbeitete sie als Gast-Kuratorin am Künstlerhaus Mousonturm und kuratierte gemeinsam mit Matthias Pees das Festival »Unfuck my future. How to live together in Europe«. Ab der Spielzeit 2020/21 arbeitet sie als Dramaturgin am Maxim Gorki Theater in Berlin.

Als Begründung für die Vergabe des Stipendiums an Valerie Göhring schreibt die Jury: »Theater ist für Valerie Göhring ein Ort, der sich unmittelbar mit dem Zeitgeschehen auseinandersetzt. Die Fragen der Repräsentation, die Perspektivwechsel, die ein antirassistisches Kuratieren ermöglichen, die Sichtbarmachung von vorherrschenden Blick- und Machtverhältnissen bestimmen ihre künstlerische Arbeit, zuletzt beispielhaft in der Produktion ›Die Kränkungen der Menschheit‹ von Anta Helena Recke, die sie als Dramaturgin an den Münchner Kammerspielen betreute und mit der sie zum Berliner Theatertreffen 2020 eingeladen wurde. Zwei Jahre arbeitete Valerie Göhring an den Münchner Kammerspielen, bevor sie im August 2020 an das Maxim-Gorki-Theater Berlin wechselte. Ihre Suche nach den Schnittstellen zwischen Bildender Kunst und Theater ist überzeugend, ihr Weg konsequent. Um auch weiterhin ›über das Theater hinausgucken‹ zu können, erhält Valerie Göhring das Marie-Zimmermann-Stipendium für Dramaturgie 2020.«

Seit 2019 besteht die Jury aus Vertreter*innen des Theater- und Kulturlebens Baden-Württembergs: Friedrich Schirmer (Intendant der Württembergischen Landesbühne Esslingen), Martina Grohmann (Co-Intendantin des Theater Rampe, Stuttgart), Jürgen Popig (Leitender Schauspieldramaturg am Theater und Orchester Heidelberg) und Elke aus dem Moore (Direktorin der Akademie Schloss Solitude).