Mai 4, 2020

Neue Formate – Wie die Pandemie das Jubiläum der Akademie verändert

Die Akademie Schloss Solitude feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Sie wurde 1989 in einer Zeit von großen politischen Umbrüchen gegründet. 30 Jahre später erleben wir aufgrund der COVID-19 Pandemie wieder große Veränderungen, die unter anderem auch die Planungen für das Jubiläumsjahr der Akademie beeinflussen. Einige Veranstaltungen mussten bereits abgesagt werden, das für den 4. Juli geplante Sommerfest wird auf den September verschoben, weitere Veranstaltungen werden neu konzipiert oder finden digital statt.

Als die Akademie Schloss Solitude das Thema der TRANSFORMATION zu ihrem zentralen Jubiläumsthema festlegte, war die Brisanz und Aktualität dieses Themas in seinem vollen Umfang noch nicht klar. Die Situation in der sich die Gesellschaft derzeit befindet ist Teil einer Transformation, die alle Bereiche umfasst. Besonders Künstler-Residenzprogramme können in dieser Zeit eine wichtige Rolle spielen, denn sie haben einen Modellcharakter für die Gesellschaft. Sie erfinden das Soziale immer wieder neu – auch in Zeiten, in denen das Miteinander eingeschränkt wird. In jeder Krise liegt auch die Chance auf Veränderung und damit die Grundlage für Transformation.

Der Austausch über die künstlerische Arbeit und aktuell relevante Themen hat für die Stipendiat*innen der Akademie Schloss Solitude eine neue Dimension erhalten. Viele von ihnen sollten im April 2020 anreisen und mussten aufgrund der strengen Ein- und Ausreise-beschränkungen bis auf weiteres in ihren Heimatländern bleiben. Einige konnten das Stipendium auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, einige werden aus der Distanz in das Netzwerk und den Austausch der Künstler*innen und Wissenschaft-ler*innen untereinander eingebunden. Interne und externe Präsentationen, an denen sich auch die abwesenden Stipendiat*innen mit neuen digitalen Formaten beteiligen können, sind im Moment wichtiger denn je.

»Auch wenn wir uns in physischer Distanz üben, versuchen wir uns sozial noch stärker zu verbinden als bisher, denn nur gemeinsam und im Austausch miteinander können wir diese komplexe Situation bewältigen und uns gegenseitig stärken. Empathie, Solidarität und radikaler Respekt sind mehr denn je von uns gefordert.« Elke aus dem Moore, Akademiedirektorin

Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt hat die Akademie Schloss Solitude digitale Formate der Residenzarbeit eingeführt. Die WEB RESIDENCIES, die ausschließlich im virtuellen Raum stattfinden und seit 2017 in Kooperation mit dem ZKM realisiert werden, sind in der Zwischenzeit »Best Practice« für die Arbeit internationaler Künstlerhäuser im digitalen Bereich.

Der Online-Plattform SCHLOSSPOST  kommt derzeit eine besondere Bedeutung zu, denn sie ermöglicht Einblicke in das künstlerische Schaffen der aktuellen und ehemaligen Stipendiat*innen, mit Studio Visits, Interviews und innovativen digitalen Formaten, wie beispielsweise dem SCHLOSSPOST CINEMA. Videoarbeiten, Lesungen, Performances und Vorträge der Stipendiat*innen werden auf diesem Kanal für jeweils eine Woche der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Bis zum 5. Mai zeigt aktuell die belgische Videokünstlerin Soetkin Verstegen dort ihre Animation »Freeze Frame«. Unter dem Titel »Empty Shell« teilt der bulgarische Künstler und Kurator Voin de Voin seine Gedanken über den momentanen Ausnahmezustand in Zeiten von COVID-19 auf Schlosspost. Er erinnert sich an längst verloren geglaubte Kommunikationstalente und geht seinen Gefühlen und Gedanken zum Thema Fürsorge nach. Die argentinische Schriftstellerin Giuliana Kiersz gehört zu den Stipendiat*innen, deren Stipendium an der Akademie Anfang April beginnen sollte, sie konnte jedoch aufgrund der COVID-19-Einschränkungen nicht anreisen. In ihrem Gedicht »from the kitchen window i see the world« teilt sie ihre alltäglichen Beobachtungen aus dem Fenster ihrer Berliner Wohnung mit uns.

Auch kurze Lesungen und Konversationen finden ab Anfang Mai exklusiv digital statt. Über Schlosspost und Social Media präsentieren junge Autor*innen der Akademie ihre aktuellen Texte. Den Auftakt macht der brasilianische Autor Vinicius Jatobá, der am 6. Mai seinen Text »Saudade« (Sehnsucht) liest. Moderiert wird die Kurzlesung von Akademiedirektorin Elke aus dem Moore. Verfasst wurde der Text ursprünglich für das Festival Sehnsucht im Literaturhaus Stuttgart, das leider aufgrund von COVID-19 nicht stattfinden konnte.

Die Bedeutung von Kunst und künstlerischen Prozessen für die Gesellschaft wird vor allem in Krisenzeiten sichtbarer denn je, denn Kunst ist nicht nur in der Lage gesellschaftliche Prozesse zu reflektieren, sie weist über das alltägliche Geschehen hinaus und schafft Raum für zukunftsorientierte Visionen.

Die Akademie Schloss Solitude und die aktuellen Stipendiat*innen freuen sich, zu diesen Visionen beitragen zu können.

KUNST FRAGT
KUNST GESTALTET UND VERÄNDERT DIE WELT
KUNST DENKT IN DIE ZUKUNFT
KUNST HILFT, UNS NEU AUSZURICHTEN
KUNST IST EINE WICHTIGE RESSOURCE FÜR TRANSFORMATION
KUNST IST FÜR EINE GESELLSCHAFT UNERLÄSSLICH

Wir halten Sie auch weiterhin über die (digitalen) Aktivitäten der Stipendiat*innen und der Akademie auf dem Laufenden, beantworten gerne Ihre Fragen und freuen uns über eine Berichterstattung.